Donnerstag, 6. November 2008

Momentaufnahme


Es ist schön, dass wir uns haben.

Ich sitze neben dir auf dem Balkon. Wir haben den ganzen Tag gepflanzt und geräumt, um es uns schön zu machen hier draußen. Jetzt ruhen wir aus, genießen die nächtliche Stille, die nur von ein paar Zikaden gestört wird.

Gemeinsam beobachten wir den Himmel. Der Mond ist hell heute Nacht, obwohl es noch nicht Vollmond ist. Du sprichst mit mir. Ich versuche dir zuzuhören, aber meine Gedanken verselbständigen sich, wandern über den Sternenhimmel. Zur Venus. Zum Mars. Zum Großen Wagen, dem einzigen Sternbild, das ich auf Anhieb erkennen kann. Zum Mond. Erinnerungsfetzen. Traurige und schöne Momente passieren wie im Reigentanz meinen Kopf. Mal krampft das Herz, mal hüpft es vor Freude. Gesichter. Geliebte Gesichter, die ich nicht vergessen kann, auch wenn ich es will. Böse Gesichter, von Menschen, die ich besser nie gesehen hätte. Ein ganzes Leben rast in Sekunden vorbei. Fast ein magischer Moment.

Ich bin müde und möchte dennoch nicht schlafen gehen. Du nimmst meine Hand und ich schaue dich schuldbewusst an. Du hast gemerkt, dass ich bei den Sternen bin. Ein Lächeln huscht über dein Gesicht, wir verstehen uns ohne Worte. Es ist ganz still. Und doch höre ich einen Klang. Ein mächtiges Musikstück, das in meinem Inneren aufbraust. Musik, die in meiner Seele vibriert. Die nur ich hören kann. Plötzlich muss ich weinen. Nicht weil ich traurig bin, nein, weil der Moment so schön ist. So einmalig erscheint. So kostbar.

Ich sehe in dein Gesicht. Auch du hast Tränen in den Augen. Auch du hast die Musik gehört! Und da weiß ich plötzlich, dass wir noch viele solche Momente haben werden. Trotz Stürmen, Sorgen und Kummer. Solange uns die Sterne und das Mondlicht bleiben, werden wir sie immer wieder hören, diese Musik, die die Seele heilt.

Gemeinsam gehen wir schlafen. Liegen Arm in Arm und lauschen in die Nacht. Leise verweht die Musik, gibt der Wirklichkeit Raum. Es ist schön, dass wir uns haben.

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