Samstag, 7. Februar 2009

Morgennebel


Ich bin früh auf heute morgen. Sitze im Auto, fahre der aufgehenden Sonne entgegen. Eigentlich habe ich einen wichtigen Termin. Im Kopf bereite ich mich auf das anstehende Gespräch vor. Taktiere und sinniere.

Plötzlich erscheint da das erste Licht des Tages. Ich bin noch auf der Landstraße auf dem Weg zur Autobahn. Und muss einfach anhalten. Was für ein Moment! Ich steige aus dem Wagen und stehe da, ganz still, wie die Natur um mich herum. Es fröstelt mich, aber ich kann meine Augen nicht von dem Schauspiel lassen, das sich mir in den nächsten Minuten zeigt. Langsam arbeitet sich die Sonne am Horizont hoch. Die ersten Vögel fangen an zu zwitschern. Der Morgennebel liegt wie ein feiner Schleier auf den Wiesen und der Himmel färbt sich leicht rosa. Ich halte den Atem an. Vergessen sind Termin und Geschäft. Ich kann nur dastehen und schauen. Ich fühle mich eins mit der mich umgebenden Natur. Welche Schönheit offenbart sich da.

Aus dem Morgennebel schälen sich Konturen. Eine Bache überquert mit ihren Frischlingen die Straße. Ich wage nicht zu atmen. Unter Gewusel verschwinden die Tiere im nahen Wald. Es wird nun immer heller. Die Luft erscheint so klar und rein. Der Moment so kostbar.

Mühsam reiße ich mich los und steige wieder in mein Auto. Es widerstrebt mir, den Motor anzulassen und die Stille der Natur zu stören. Aber es hilft nichts, ich muss. Ich fahre weiter auf die Autobahn zu meinem Termin. Geschäftliches, Gerede und Verhandlungen. Doch irgendwie bin ich nicht recht bei der Sache. Ich fühle mich plötzlich so fehl am Platz hier, sehne mich zurück auf den einsamen Parkplatz an der Landstraße.

Ich habe einen Teil dieses kurzen Moments mit mir genommen. Etwas Wichtiges erfahren, das weiß ich. Auch wenn ich es nicht benennen kann.

Auf der Rückfahrt hat der Parkplatz seinen Zauber verloren. Autos brausen auf der Landstraße, der Nebel hat sich verflüchtigt und die herbstliche Wiese wirkt wenig einladend. Ich denke an die Bache und wie sie sich wohl fühlen muss, bei all dem Autolärm.

Zuhause angekommen, setze ich mich ganz still in die Ecke meines Sofas. Mir wird klar, heute Morgen hat mich etwas berührt, etwas ganz Besonderes, der Zauber der Natur. Der Zauber der Stille und des Morgennebels. Und etwas davon ist haften geblieben. Streichelt meine Seele und gibt mir Kraft.

Ob es doch einen Gott gibt? Ich weiß es nicht. Aber ich denke darüber nach.

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