Mittwoch, 4. März 2009

Happy birthday to me

Was ist ein einzelnes Leben schon vor dem Moloch des Universums? 47 Jahre schon vor dem Malstrom der Zeit? Und trotzdem ist es ab und zu sicher Notwendigkeit, einmal Resümee zu ziehen. Wo wollte ich hin, wo bin ich angekommen, wo wird es mich hinführen? Das anstehende Wiegenfest weckt in mir das Bedürfnis, mich still hinzusetzen und mein Leben Revue passieren zu lassen.

Ich greife also zur vertrauten Tasse Kaffee und tauche ein in meine Gedankenwelt.

Gehe zurück in die Kindheit. Bilder entstehen vor meinem geistigen Auge. Schöne Bilder. Schreckliche Bilder. Gefühle der Geborgenheit. Gefühle der Angst und Verlassenheit und Schmerz. Dieser schreckliche Schmerz, den ich selbst heute noch manchmal fühle. Auch wenn er mich nicht mehr schrecken kann. Er ist fast wie ein alter vertrauter Freund. Immer wieder lese ich von misshandelten oder missbrauchten Kindern. Dann ist er da. Der Schmerz steht mir zur Seite und es tröstet mich, dass er nach so langer Zeit immer noch da ist. Dann spüre ich, dass ich noch lebe. Das ich es geschafft habe zu überleben. Trotzig recke ich mein Kinn, gehe ins Bad und schaue in den Spiegel. Schaue mir selbst in die Augen. Ja, auch der Schmerz hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Nein, dafür muss ich mich nicht schämen. Ich habe gelernt damit zu leben, mit dieser Erinnerung.

Die Gedanken wandern weiter.

Meine Schulzeit, meine Jugend. Viel zu alt im Kopf aber trotzdem verspielt. Das Universum wollte ich erobern, alles, alles sollte mir zu Füßen liegen! Ich wollte die Welt verbessern und den Menschen Gutes tun. Ich konnte mir das leisten, denn ich war jung, unbeschwert und zufrieden. Gepolstert mit einer Portion Abenteuergeist, einer Prise wohldosierter Naivität und grenzenloser Lebensfreude, machte ich mich also auf in das Abenteuer Leben, das die Welt bedeutet. Es gab schöne, wilde Zeiten. Heimliche Zigaretten auf dem Schulhof, verstohlene Küsse auf der Rückbank eines Manta. Oh Gott ja, es war wirklich ein roter Manta. Und ER hatte blonde lange Haare! Kichern, tuscheln, Freundinnen. Sorglosigkeit. Ein warmes Gefühl macht sich im Bauch breit.

Dann die schönste Erinnerung, die Geburt meines Kindes. Das unbeschreibliche Gefühl, dieses winzige, warme Bündel in den Armen zu halten. Dieses Wunder! Ich möchte heute noch schreien vor Glück. Die gemeinsamen Jahre mit meinem Kind. Manchmal zu zweit. Manchmal zu dritt. Aber immer fest miteinander verbunden. Wie schnell doch diese Jahre verflogen sind!

In meinen Gedanken reihen sich die vielen Gesichter aneinander, nehmen Gestalt an: Mutter, Vater, Geschwister, Geliebte und Ungeliebte, ein bunter Reigen Menschen von verschiedenster Zugehörigkeit zu meinem Leben. Könnte, sollte ich je einen von ihnen vergessen? Nein. Vergessen mag und will ich niemanden. Da sind so viele Kammern in meinem Herzen, auch die schwarzen, die traurigen, und in denen sitzen diese Menschen in meiner Erinnerung. Jeder schön geordnet in seinem eigenen kleinen Raum. Ich will ja den Überblick nicht verlieren.

Ich gieße mir eine zweite Tasse Kaffee ein und ich bin mir sicher, wenn mein Leben heute zu Ende sein müsste, ich könnte ohne Reue gehen. „Ja“, würde ich sagen, „ich habe Fehler gemacht. Und dafür bezahlt. Ohne zu murren.“ Und wenn man mich frug, ob ich ein guter Mensch sei, ich wüsste nicht, was ich antworten sollte. Was ist ein guter Mensch? Nein, ich glaube, gut war ich nie. Aber verlässlich und ehrlich. Und in erster Linie ein Mensch.

Das Leben wird weitergehen. Doch wohin? Zu neuen Ufern? Zu neuen Herausforderungen? Weiß ich denn, was morgen sein wird? Und will ich es eigentlich wissen? Und wenn ich mich also heute frage: "Was willst du?", komme ich zu dem Schluss: "Ja, was schon? Das Universum natürlich!" Und plötzlich bin ich wieder 18 Jahre, die bloßen Füße im Sand und mit dem Wind und den Wellen flirtend.

Und ich stelle fest: Das Leben ist großartig!

7 Kommentare:

  1. Auch an dieser Stelle ein Happy Birthday 2 you.
    Einer derer, die in irgendeiner deiner Kammern sitzt.
    Der dich, eben wegen deiner Verlässlichkeit, schätzt.
    Der dich lieb hat, so wie du bist.
    Der dich mag , als Mensch mit Sonnen- und mit Schattenseiten.

    ...auch im Regen,
    selbst im Regen
    find' ich dich
    © by Rosenstolz

    Michael

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  2. hoffentlich bist du bald tot.

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  3. @anonym

    Gehe zur nächsten Grundschule und erschrecke kleine Kinder,
    Du krankes Hirn!

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  4. @Anonym: Wie krank muss man sein um so einen Kommentar abzulassen? Diarrhoe!

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  5. Die von Anonym getätigte Aussage ist ein Affront par excellance

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  6. Hallo!
    Etwas verspätet, aber nicht ohne Herzlichkeit: Meine Glückwünsche. Eine der einfachsten Lebensmaximen ist die, das alles, was wir wünschen, auf uns selbst zurück fällt. Ich vertraue tief auf dieses Wechsel-Spiel, gerade an Dieser Stelle.
    Ein schönes, ereignisreiches, glückliches Jahr.
    Kirsten (on the other side of blog)

    :-)

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  7. du hattest geburtstag?.... pöh... nachdem mir keiner was davon gesagt hat, werde ich es jetzt auch ohne mit der wimper zu zucken weiter ignorieren.... ;-)

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