Donnerstag, 23. April 2009

Alltägliches – oder?

Wenn ich mal Zeit habe und die Sonne scheint, ist meine liebste Beschäftigung, mich in ein Straßencafe zu setzen, einen Espresso zu bestellen und die vorbeieilenden Menschen zu beobachten. Während ich meinen Espresso schlürfe, umbraust mich dann das Leben. Kindergeschrei, Gesprächsfetzen, lautes Lachen, verkniffene Gesichter. Menschen in Anzügen und Kostümen, Mädchen in knappen Röcken, alte Frauen und Männer mit Hut, Blaumänner, Jeansträger – das breite Spektrum dessen, was Mode und Kleidungsindustrie so hergeben, rauscht an mir vorbei. Ich bin Teil des Ganzen und gehöre doch nicht dazu. Kann hier an meinem Bistrotisch eine Distanz wahren, die mir sonst versagt bleibt.

Und wenn ich will, kann ich ganz für mich sein. Augen und Ohren verschließen und mich nur noch auf mich und meinen Espresso konzentrieren. Eine Bistrotisch-Insel der Ruhe schaffen. Gut, das hat mich einige Sommer und viel Übung gekostet, bis ich das konnte, aber jetzt ist es ein unschlagbares Erlebnis. Manchmal bin ich gezwungen, frühzeitig aufzutauchen aus der Ruhe. Zum Beispiel, wenn mich die Bedienung anspricht. Früher war ich darüber verärgert, heute schaffe ich es ansatzlos, freundlich lächelnd einen neuen Espresso zu bestellen und wieder abzutauchen. In die Stille. Und nach ein zwei Espresso fühle ich mich tatsächlich erholt und bin bereit, mich der Unruhe des Alltags wieder zu stellen. Gesichtslos vorbeieilende Menschen zu ertragen. Den Krach und den Gestank der Großstadt hinzunehmen.

Und mich den Unbillen der öffentlichen Verkehrsmittel auszuliefern. Gut meistens läuft alles glatt. Aber, es gibt Tage, da wünsche ich mir, besser daheim geblieben zu sein. Vor ein paar Wochen war so ein Tag. Nicht nur, dass sämtliche S-Bahnen 20 Minuten Verspätung hatten, nein, endlich in der Bahn gelandet und sogar noch einen Sitzplatz ergattert, musste ich feststellen, wie trügerisch so ein Teilsieg sein kann. Denn mir gegenüber saß ein Mann, der mir auf den ersten Blick unheimlich war. „So müssen Triebtäter aussehen“, dachte ich. Ungute Augen, die tief in den Höhlen lagen, musterten mich kurz. Mir wurde es unbehaglich und ich mühte mich, den Mann nicht anzuschauen. Das gelang mir ganz gut, indem ich ausgiebig die Musterung des Fußbodens der S-Bahn begutachtete. Ich fragte mich schon verärgert, warum ich kein Buch dabei hatte, als mein Gegenüber anfing zu telefonieren. Diese Stimme! Eiskalt lief es mir den Rücken runter! Leise, eindringlich und wortreich versuchte der Mann nun, den unbekannten Part am anderen Ende der Funkverbindung zu überzeugen, ihn an diesem Abend zu besuchen. Ich hingegen probierte nun, mir meine Insel der Ruhe zu schaffen, abzuschalten, denn das alles wollte ich ja nicht hören. Klappte aber nicht, es fehlte wohl der Espresso oder auch der Bistrotisch. Wahrscheinlich beides.

Nach zehn Minuten Gesprächsdauer wusste ich also, dass der andere Part Uwe hieß und erst morgen Abend auf ein Bier kommen würde. Danach herrschte Stille. Kurz wagte ich es, die Augen zu heben und in die Richtung des Mannes zu blicken. Hätte ich es doch nicht getan! Der Kerl saß mir doch tatsächlich gegenüber und bohrte genüsslich in seiner Nase. Immer wenn er fündig geworden war das Ergebnis auf ein Taschentuch streichend. Ich musste ein bisschen würgen und ein verstohlener Blick nach rechts und links sagte deutlich, es ging nicht nur mir so.

Das versöhnte mich ein wenig, denn es tut irgendwie gut, in seinem Elend nicht allein zu sein. An der nächsten Station stieg der „Triebtäter“ dann endlich aus und die ältere Frau neben mir sagte, „Haben sie das gesehen? Unmöglich oder? Und ganz unheimlich war der!“ Ich lächelte sie freundlich an und nickte. Und plötzlich hatte ich ein schlechtes Gewissen. Denn ich hatte den Mann einfach in eine Schublade gesteckt, ohne etwas über ihn zu wissen und ohne von ihm belästigt worden zu sein, wenn man die Sache mit dem Nasenbohren mal außen vor lässt, aber das war ja auch viel später. Und doch hatte die Frau neben mir ähnlich empfunden. Was war das wohl? Nur eine unglückliche Ausstrahlung eines Mannes, der vielleicht im Leben ein freundlicher fürsorglicher Mensch ist oder ein Warninstinkt? Ich weiß es bis heute nicht.

Donnerstag, 9. April 2009

Ostern

Auf der Wiese, da locken,
sattgelbe Osterglocken.

Ein Osterhase hoppelt schnell,
in der Nähe gluckert frischer Quell.

Ein Kind sucht eifrig nach Eiern
weil wir ja Ostern feiern.

Ostern, das weiß jeder Christ,
Jesus auferstanden ist.

Ob gläubig oder nicht, keine Frage,
alle freu'n sich über die freien Tage.

Nur die kleinen Lämmchen nicht,
wer ist schon gern das Hauptgericht?