Mittwoch, 26. August 2009

Coogan und Frederik

(Episode 1 aus dem Tagebuch eines kleinen Tigerkaters.)

Uhh, dieser Tag beginnt äußerst brenzlig, denn meine Menschin hat schlechte Laune! Nun gut, vielleicht bin ja ein ganz kleines bisschen Schuld daran. Vielleicht hätte ich ihr doch nicht mit allen vier krallenbewehrten Pfoten und vollem Gewicht auf den Bauch springen sollen. Unsanft wecken nennt man das wohl.

Da hilft heute auch kein noch so lautes Schnurren und um die Beine streichen. Selbst mein (lange und intensiv geübter) „Lady-Di-Unschulds-Blick“ bleibt ohne Wirkung. Na ja, wenigstens hat sie Futter und Wasser hingestellt. Aber ich bleibe trotzdem besser auf Tauchstation, bis sie fort ist.

Endlich fällt die Haustür ins Schloss. Ich überlege mir gerade, ob ich ihr in die Schuhe kotzen soll, da kratzt es am Fenster. Meine Menschin und ich leben in einer Erdgeschosswohnung. Sie hat eine Katzenklappe an der Hintertür einbauen lassen, sodass ich den ganzen Tag und auch nachts ein und aus gehen kann. Vor dem Fenster sitzt Frederik, der Kater einer Menschenfamilie mit Kindern. Frederik ist ein wirklich intelligenter Katerfreund. Seine Intelligenz braucht er allerdings auch, wenn er die Attacken der Menschenkinder überleben will, die immer mal wieder stattfinden. (Ich liebe meine Menschin u. a. dafür, dass sie mir so etwas erspart.)

Ich verlasse das Haus durch die Katzenklappe und begrüße Frederik mit einem „Katerkuss“, was bedeutet, dass wir unsere Köpfe zusammenknallen und uns gegenseitig anpurren. Frederik ist aufgeregt. Fast atemlos berichtet er von einer neuen wunderschönen Kätzin, die in der Nachbarschaft eingezogen ist. Frederik meint, dass, seinem Geruchssinn nach, die Neue bald rollig werden dürfte. Das klingt natürlich äußerst interessant. Frederik seufzt auf. Er ist kastriert. Wir haben nie offen über dieses Thema gesprochen. Ich hatte immer den Eindruck, es ist ihm peinlich. Aber eines muss man ihm lassen, eine Rollige erkennt er, wenn er sie riecht. Ich selber befinde mich –noch- im Vollbesitz meiner Katerkraft, was ich aber lediglich der Nachlässigkeit meiner Menschin zu verdanken habe, die einen Tierarzttermin nach dem anderen verpennt.

Nun gut, darüber bin ICH nicht böse. Solange sie mein Futter nicht vergisst! Aber, wir waren bei der neuen Katze. Frederik meint, sie hätte Freigang und wäre fast täglich auf der Terrasse des schmucken Einfamilienhäuschens zwei Straßen weiter zu finden. Nun gut. Schauen wir uns die Dame einmal an. Frederik und ich laufen Seite an Seite die Straße hinab. Durch die Büsche und stopp! Jetzt aber keine weitere Bewegung mehr! Denn da sitzt sie. Und sie ist schön. Sieht aus, als wäre die Katzengöttin Bastet selbst auf die Erde zurück gekehrt. Sie ist eine Russisch-Blau-Katze mit einem herrlich silbern schimmernden Flauschepelz und riesigen grünen Augen. So zart von Statue. Aber, diese Rasse ist mit Vorsicht zu genießen. Reaktionsschnell und äußerst aggressiv im Umgang mit uns Artgenossen. Aber eben auch wunderschön. Frederik neben mir zieht die Luft ein. Ja, noch ein, zwei Tage und die Lady wird rollig sein. Wir sehen uns an. Sind uns einig. Das werden wir weiter im Auge behalten! Für heute aber treten wir nicht weiter in Erscheinung. Gemeinsam trotten wir die Straße hinunter, zurück in mein Revier, das ich großzügig mit Frederik teile. Weil er kastriert ist und eben ein Katerfreund.

Ich schlüpfe durch meine Katzenklappe, nachdem Frederik sich vor dem Haus verabschiedet hat, und verschlafe den Rest des Tages. Es schon dunkel, als meine Menschin heimkehrt. Vorsichtig begrüße ich sie an der Tür. Nein, sie ist nicht mehr sauer auf mich. Im Gegenteil. Sie hat mir feinstes Futter und frisches Katzengras gekauft. Dafür darf sie meinen Bauch kraulen. Später werden wir wohl vor dem Fernseher einschlafen, denn es ist Wochenende und da passiert das fast immer. Ich kuschele mich also an meine Menschin, lasse den Tag Revue passieren, denke an die schöne Russisch-Blau, denke noch: „Das Leben ist schön“ und schlafe ein.

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