Montag, 15. März 2010

im Frühling






zart und leise
sanft und weise
kam ein Frühlingsduft daher

sehnte und hoffte
hüpfte und klopfte
das Herz wollte noch mehr

warm und herzlich
kalt und schmerzlich
rangen Gefühle in der Brust

wild und wollend
laut und grollend
schlug das Herz vor Lust

tief und innig
stark und sinnig
die Liebe sich dann fand

treu und echt
gut und recht
berührt durch deine Hand

Dienstag, 9. März 2010

Das Traumschaf



Neulich konnte ich nicht einschlafen. Also fing ich an, Schafe zu zählen. Tier für Tier sprang über einen kleinen Zaun. „166, 167“, zählte ich. Da plötzlich blieb ein kleines Schaf stehen und sah mich an. „Mäh“, sagte es und sprang aus meiner Gedankenblase geradewegs in mein Bett.

Da war ich schon erstaunt, erstrecht als das Schaf in wohlgesetzten Worten anfing, mit mir über Schopenhauer zu diskutieren. Nach Schopenhauer schüfen wir unsere Welt selbst und wenn ich nun entschiede, dass ein kleines Schaf mit mir über Schopenhauer diskutiere, so wäre das wohl sicher die Realität. Dann fragte es höflich, welche von meinen Zimmerpflanzen es nun fressen könne, es hätte Hunger.

Etwas verlegen, bot ich dem Schaf einen Salatkopf an, denn ich hänge an meinen Zimmerpflanzen. Damit war es dann zufrieden. Es machte es sich in meinem Bett gemütlich und wir plauderten eine Weile. Ich war schon erstaunt, wie gebildet so ein Schaf sein kann. Es wusste ganz herrliche Mondschafgedichte und Goethes Faust hatte es auch gelesen. Ich fragte das Schaf, wo es zur Schule gegangen sei, aber es versicherte mir, Schafe gingen nicht zur Schule, jedenfalls nicht im menschlichen Sinne.

Da fragte ich mich schon, woher so ein kleines Schaf so viel Bildung hatte. Nun, sagte das Schaf, es sei gewissermaßen Einbildung. Ich schüfe es schließlich, das Schaf, und wenn ich es wolle, hätte es auch Bildung. Das leuchtete mir ein. Dann kam ich auf die Idee mir einzubilden, das kleine Schaf wäre ein hervorragender Sternekoch. „Kein Problem“, sagte das Schaf und verschwand in der Küche, um dort ein Dreigänge-Menü zu zaubern.

Während es den Tisch deckte, entschuldigte sich das Schaf bei mir, es habe nicht viel Ressourcen in der Küche gefunden, was mich veranlasste, mir vorzunehmen dafür zu sorgen, dass immer ausreichend eingekauft sei. Voller Freude setzte ich mich an den liebevoll gedeckten Tisch.

Und gerade, als ich das leckere Schafsessen probieren wollte … schellte mein Wecker und fort war das Schaf und leider auch das Essen.

Die Realität kann so grausam sein. Was wohl Schopenhauer dazu gesagt hätte?


Abgedruckt in "der Freitag", Rubrik "Alltag", Seite 27, vom 21. Juli 2011