Sonntag, 19. September 2010

Hexenwerk

Des Nachts und fern vom Wege,
bemüht die Hexe ihre Säge.
Ritsch ratsch, so geht ganz leise
ein Mistelzweig auf seine Reise.

Bei Vollmond wird der Trank gebraut.
Der schwarze Kater laut miaut.
Die Hex‘ spricht leise Zaubersprüche,
es dampft und brodelt in der Küche.

In Hexens guter Stube Dunkel
sitzt Albert Freiherr von der Runkel.
Er hat sich das Getränk bestellt,
derweil sein Hund da draußen bellt.

Die Hex‘ lacht leise vor sich hin,
dem Freiherrn schwindet fast der Sinn,
als mit dampfend Gebräu gefüllt,
Die Hex‘ den Becher nun enthüllt.

Es knotet sich des Freiherrns Magen,
doch hilft kein Zaudern und kein Zagen,
denn bei der Hex‘ den Trank bestellt,
heißt trinken, hilft nicht Macht, noch Geld.

Der Freiherr schluckt‘s und schüttelt sich,
wird kurz zum argen Wüterich
und ist dann voller Tatendrang,
der Weg nach Hause wird ihm lang.

Daheim, da wartet schon sein Weib,
so schön und blond mit jungem Leib,
des Freiherrn Manneskraft erwacht,
nun kann es werden Hochzeitsnacht.

Die Hex‘ nimmt auch noch einen Trunk,
wird davon wieder rank und jung
und geht zum tapf‘ren Edelmann,
der alles ohne Tränke kann.

Oh Hexenwerk, oh Teufelssaft,
falsch Jugend und falsch Manneskraft!
Doch, was soll ich Euch nur sagen,
das gibt es auch in uns’ren Tagen!