Mittwoch, 23. März 2011

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Als die Erde sich schüttelte
und das Meer sich erhob,
war es der Mensch,
der seinen Untergang herbeiführte.

Dienstag, 15. März 2011

Erinnerung an Paris

Es ist Frühling in Paris. Die Bäume blühen und die Luft hat – obwohl Großstadt – einen ganz besonderen Duft. Ich war schon oft hier in der Seine-Metropole, aber dieses Mal ist es etwas Besonderes. Wir sind frisch verheiratet und haben uns in einem billigen Hotel in La Défense eingemietet. Man kann kein Fenster öffnen, aber wir haben einen tollen Blick auf den neuen Triumphbogen „Grande Arche“. Mit der Metro sind wir sehr schnell in der Innenstadt. Ich liebe die Metro. Eigentlich könnte ich nur stundenlang unterirdisch hin und her fahren. Die Vielfalt der Menschen, die Kleinkunst, die hier geboten wird. Einfach großartig!

Bei diesem schönen Wetter zieht es uns allerdings an die Oberfläche. Wir gehen ein paar Querstraßen weg vom Champs-Elysée, den Namen der Straße habe ich vergessen. Links von uns liegt der Eingang zu einer kleinen Passage. Kunst, Trödel, Postkarten. Ein Geschäft reiht sich an das andere. Wir können ungehindert stöbern. Am Ende der Passage, ganz versteckt, befindet sich ein winziges Restaurant. Es ist mittlerweile Mittag und unsere Mägen knurren. Wir betreten das Lokal und stellen verwundert fest, dass es wirklich winzig ist. Es gibt nur drei Tische. An dem einen nehmen wir Platz. Ein sehr attraktiver Mann mittleren Alters kommt zu uns und übergibt beinahe feierlich die handgeschriebene Menükarte. Zwei Gerichte stehen zur Auswahl, Vorspeise und Dessert inklusive. Der Preis ist für Pariser Verhältnisse sehr moderat, wir bestellen. Als der Mann den Wein bringt, setzt er sich zu uns. Leider ist mein Französisch mehr als bescheiden, aber mein frischgebackener Ehemann kann es zum Glück und spielt für mich den Dolmetscher. Charles heißt unser Gastgeber und ist ein ehemaliger Chanson-Sänger, der diesen Laden zusammen mit seiner Frau als reines Hobby betreibt. Marthe winkt uns kurz aus der Küche zu. Wir geraten ins Plaudern. Während wir essen, verschwindet Charles jeweils in der Küche, um seiner Frau beim nächsten Gang zu helfen. Nachdem er das Dessert gebracht hat, greift er plötzlich zur Gitarre. Er ist ein wunderbarer Sänger. Als er geendet hat, laufen mir die Tränen über das Gesicht – wenn etwas besonders schön ist, muss ich leider immer weinen. Charles erkundigt sich, was los sei. Mein Gatte erklärt es ihm. Beide lachen und Charles nimmt meine Hand. „Du hörst die Musik mit Deinem Herzen, das ist nicht selbstverständlich heutzutage.“ wird mir übersetzt.

Dann holt Charles eine neue Flasche Wein und seine Marthe aus der Küche. Wir sitzen bis zum Abend zusammen in dem kleinen Restaurant und scheiden als Freunde. Das „au revoir“ am Schluss des Tages ist allerdings trügerisch, denn wir haben uns nie wieder gesehen. Als mein Mann und ich im darauffolgenden Frühling wieder in Paris sind, gibt es das kleine Restaurant nicht mehr. Ein Ladenbesitzer erzählt uns, Marthe sei gestorben und Charles nach Südfrankreich gezogen.

Vieles ist in den späteren Jahren geschehen. Gutes und Schlechtes. Unsere Liebe hat nicht gehalten und unsere Wege haben sich getrennt. Aber die Erinnerung an diesen Tag in Paris mit Charles und Marthe ist allgegenwärtig. Und macht bis heute ein warmes Gefühl.