Dieser Ohrwurm geht mir nicht mehr aus dem Kopf. „An Tagen,
wie diesen“ von den Toten Hosen. Es wird ja auch im Radio ständig gedudelt und
es macht gute Laune. Besonders morgens, wenn man noch verschlafen ist oder
unter der Dusche, man kann das so schön mitgröhlen. Die Hosen wissen schon, wie
man kommerzielle Musik pünktlich zur EM macht, sehr zum Verdruss meines
Nachbarn. Aber da muss er durch. Wahrscheinlich wird dieser Song das „We are
the Champions“ von Queen sehr bald aus den Stadien dieser Nation vertreiben. Mir
soll es recht sein.
Mit diesem Song im Kopf begebe ich mich also ins Büro und
werde sofort angesprochen: „Hast Du schon getippt?“. Ja, in Deutschland ist das
Tipp-Fieber ausgebrochen. Jeder hat schon irgendwo getippt, sogar Fußballmuffel
haben getippt – nur ich bin ein Dinosaurier – nein, ich habe nicht getippt. Ich
bin der Ansicht, mein Tippen ist meiner Tastatur vorbehalten. Aber man lässt
nicht locker. Ich öffne meine E-Mails und da steht es wieder: Haben Sie schon
getippt? Es verfolgt mich. Für Sekunden denke ich darüber nach, es einfach zu
tun. Schon zuckt die Hand. Doch nein! Ich bleibe standhaft. Ich tippe nicht. Na
gut, heimlich mit mir selber vor einem Spiel tippe ich schon. Und freue mich
diebisch, wenn ich gewonnen habe. Das muss aber bitte unter uns bleiben. Ich
habe einen Ruf zu verlieren. Den „Ach-ja-Du-tippst-ja-nicht“-Ruf.
Ein bisschen werde ich deshalb schon schräg angesehen. Man
bemüht sich ja, es mir nicht so zu zeigen, aber leicht pikiert ist man schon.
Immer wieder entspinnen sich Dialoge, wie der folgende:
„Machst Du das aus Glaubensgründen?“
„Nein, ich habe einfach keine Lust dazu.“
„Ach komm, es ist doch nur ein Spaß!“
„Ich möchte aber nicht.“
„Du musst Dich nicht schämen, wenn Du keine Ahnung hast, das haben die meisten von uns nicht.“
„Jetzt, lass mich doch mal, ich will nun mal nicht.“
Schweigen.
„Ist es wegen dem Geld?“
„Neihein!“
„Also, ich versteh‘ Dich nicht!“
Spricht‘s und rauscht ab.
Ich für meinen Teil greife zum Kopfhörer: „An Tagen wie diesen…“ dröhnt es.
„Machst Du das aus Glaubensgründen?“
„Nein, ich habe einfach keine Lust dazu.“
„Ach komm, es ist doch nur ein Spaß!“
„Ich möchte aber nicht.“
„Du musst Dich nicht schämen, wenn Du keine Ahnung hast, das haben die meisten von uns nicht.“
„Jetzt, lass mich doch mal, ich will nun mal nicht.“
Schweigen.
„Ist es wegen dem Geld?“
„Neihein!“
„Also, ich versteh‘ Dich nicht!“
Spricht‘s und rauscht ab.
Ich für meinen Teil greife zum Kopfhörer: „An Tagen wie diesen…“ dröhnt es.
Auf dem Heimweg noch schnell in den Supermarkt meines Vertrauens.
Ich tippe zwar nicht, aber essen muss ich trotzdem. An der Kasse drückt man mir
drei silberne Tütchen in die Hand. Kondome? Nein, es sind Fußballbildchen. Eine
kleine Hand zupft an mir und ich schaue in die braunen Augen eines etwa
zehnjährigen Jungen. „Brauchen Sie die?“ fragt er aufgeregt. „Nein.“ antworte
ich und drücke sie ihm in die Hand. Jubelnd läuft er zu seiner Mutter, die eine
Kasse weiter steht. Wir lächeln uns zu.
Im Auto im Radio läuft es wieder, dieses Lied und ich gröhle
mit. Irgendwie macht diese EM Spaß. Auch ohne zu tippen.
Auch erschienen hier beim Freitag.
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