Donnerstag, 30. Oktober 2008

Die dunkle Jahreszeit


Da ist sie nun wieder, die dunkle Jahreszeit. Ich komme abends nach Hause und verliere das Zeitgefühl. Es ist kalt und ungemütlich und selbst, wenn die Sonne scheint, hat sie ein kaltes, gnadenloses Licht.


Schon wieder neigt sich ein Jahr dem Ende zu. Wo ist es geblieben, dieses Jahr? Manchmal macht mich die Schnelle, in der die Zeit verrinnt atemlos. Wir (nicht alle natürlich) werden besinnlich. Man denkt an die Lieben, die uns verlassen haben oder bald verlassen werden und wird offener für das Leid oder Schicksal anderer Menschen.


Ich frage mich, woran das liegt. Ist es in dieser Zeit so, dass die frühe Dunkelheit uns mehr Zeit zum Nachdenken gibt? Wird uns unsere eigene Endlichkeit bewusster, weil wieder etwas endet?


Warum zieht man am Jahresende Bilanz? Man könnte es zu jeder Zeit tun, manche werden einwenden, dass es bei ihnen auch so ist, aber vorrangig hat man gegen Ende des Jahres das Bedürfnis. Weil sich ein Zyklus dem Ende nähert?


Entgegen vieler anderer, empfinde ich den Herbst nicht als schön. Die Bäume rings um sterben und der erste Schnee (so er denn fällt) wirkt auf mich wie ein Leichentuch, das sich weiß und kalt über die Natur legt. Ich wünschte, ich könnte in den Winterschlaf gehen. Mich wie ein Bär in einer Höhle verkriechen und erst wieder die Nase in den Wind halten, wenn dieser nach Frühling riecht. Kann ich aber nicht. Ich bin kein Bär. Wäre auch gefährlich dieser Lande.


Folglich muss ich mich mit der dunklen Jahreszeit arrangieren. Wasabi-Nüsschen sind da schon mal sehr hilfreich. Ein guter Roter, ein feines Gespräch mit einem guten Freund oder einer Freundin heben die Stimmung. Ach ja, auch die dunkle Jahreszeit lässt sich ertragen, wie sich eben immer alles ertragen lässt, wenn man nur will und nach vorne schaut.


Ich könnte natürlich auch in den Süden auswandern. Ich denke mal drüber nach.



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