Montag, 10. Oktober 2011

Kurze Begegnung im Altweibersommer

Ich habe es mal wieder eilig. Schnell noch etwas zum Mittagessen besorgen. Der Aufzug wird heldenhaft ignoriert und flugs die Treppe okkupiert. Im Erdgeschoß kommt mir eine alte Dame entgegen. Sie zittert leicht. Ich halte ihr die Tür auf.. Hilflos bleibt sie vor dem Aufzug stehen. Aus dem Augenwinkel habe ich es noch bemerkt, drehe um und spreche sie an. Sie scheint verwirrt und weiß nicht weiter. Angstvolle blaue Augen mustern mich. Sie weiß nur, sie will in die Praxis im ersten Stock. Ohne nachzudenken, drücke ich den Aufzugsknopf und steige mit ihr ein. Während die Kabine langsam anruckelt mustere ich sie. Zarte porzellanfarbene Haut, filigranes, weißes Haar, schmale Schultern. Diskrete Fältchen um die Augen lassen darauf schließen, dass sie gerne lacht. Ich bringe sie zum Praxisempfang. Warte mit ihr, bis sich jemand um sie kümmert und schärfe der Empfangsdame ein, dass die Frau sicheres Geleit braucht.

Dann gehe ich mein Mittagessen kaufen. Zurückgekommen, steht die alte Dame vor dem Haus. Wieder die Frage, ob ich etwas für sie tun kann. Sie sagt „Vielen Dank für Ihre Hilfe! Gott segne Sie. Meine Tochter kommt gleich und bringt mich nach Hause.“ Vorsichtig schüttele ich ihre angebotene, zarte Hand und möchte sie am liebsten in den Arm nehmen.

Jetzt lächelt sie. Sie ist wunderschön!

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