Samstag, 21. April 2012

Die Freundin

Wir haben gelacht, uns Geschichten erzählt.
Sah'n wir uns nicht, wussten wir, etwas fehlt.
Teilten Freude und Kummer, nichts ließen wir aus.
Lebten lange Zeit Tür an Tür im Mietshaus.

Dann wurden wir älter, die Zeit ging ins Land,
bis jede von uns einen Ehemann fand.
Kinder, Familie, kaum sah‘n wir uns mehr,
den Kontakt noch zu halten wurd‘ zusehends schwer.

Wir haben uns jahrelang nicht gesehen,
gestern sah ich es dann in der Zeitung stehen,
du bist nun gegangen, weilst an höherem Ort.
Doch in meinen Gedanken, da lebst du fort.

Meine Freundin aus alten Kindertagen,
ich möchte Dir gern noch so vieles sagen.
Von Liebe und Nähe und von der Hand,
bei der ich immer Geborgenheit fand.

Ich denke an Dich, wie ich's die ganze Zeit tat,
doch nun ist es anders, plötzlich fehlt mir Dein Rat,
Dein lautes Lachen, das Unbeschwertsein,
das Baumeln der Füße im eiskalten Main

Könnt‘ ich die Zeit doch nochmal zurückdrehen,
so gern hätte ich Dich noch wiedergesehen.
So bleiben mir Fotos und Briefe und Tand
und eine Freundschaft, wie ich sie nie wieder fand.

(M)ein Beitrag zur Themenwoche "Freundschaft" bei zeitverdichtet

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